Burnout – selbst gemacht?

Hallo Klardenker,

seit den 70er Jahren steht die Bezeichnung Burnout-Syndrom in wissenschaftlichen Untersuchungen und Arbeiten als definiertes Synonym für überwältigende Erschöpfung auf physischer und emotionaler Ebene der Betroffenen. In den 90ern haben sich die Medien den Begriff derart zu eigen gemacht, dass er inflationär verwendet wurde und fast als eine Art Modeerscheinung wahrgenommen wurde. Wer nicht selber von seinem Burnout sprach, der war nicht uptodate. Spaß beiseite. Dabei geht es um einen ernst zu nehmenden Zustand, der vermehrt diagnostiziert wird und das in unterschiedlichen Berufs- und Gesellschaftsgruppen – man kann auch sagen, quer durch alle Schichten und fast alle Altersgruppen der Bevölkerung der industrialisierten Länder. Das „Ausgebranntsein“, das den „Zustand der totalen Erschöpfung“ meint, bewirkt Schwierigkeiten in der Bewältigung des eigenen Lebens und ist meist Grund für Depressionen, die als medizinische Diagnose ihre Gültigkeit haben- Burnout bis heute nicht. Ermüdung, Antriebslosigkeit und der Zweifel an den eigenen Fähigkeiten sind die Folgen andauernder emotionaler und physischer Anstrengung.

Aber wie sind wir eigentlich dahin geraten?

Märkte, auf denen man sich beweisen musste, gab es schon immer. Bereits im 18.Jahrhundert begann eine grundlegende Änderung der gesellschaftlichen Verhältnisse – vor allem mit der Entwicklung zu einer vom Markt ge­steuerten Wirtschaft. Mit dem Prinzip des Kapitalismus, der ständigen Anpassung der Gesellschaft zur Gewinnoptimierung, vollzog sich auch das allgemeine Lebensgefühl, dass durch den eigenen Einsatz (Arbeitskraft oder Geld) Gewinn herauskommen muss.

Neu ist der Gedanke: Zeit ist Geld

Nun musste in immer weniger Zeit immer mehr produziert werde. Eine absolute Disziplinierung der arbeitenden Bevölkerung war die Folge der neuen Industriegesellschaft – von den festen Regeln, die in der Schule noch mit dem Rohrstock eingebläut wurden bis hin zur Einführung der Stechuhr. Die absolute Ausbeutung der Arbeitnehmer fand neue Formen – bis es Widerstände und Proteste in der Arbeiterschaft gab. Die Geschichte ist bekannt – Aufstände und Revolutionen gegen die bestehenden Eigentumsverhältnisse – bis hin zu neuen Gesellschaftskonzepten, die als Kommunismus und Sozialismus erprobt wurden. Eins war zur damaligen Zeit anders – der, gegen den sich Widerstand formierte, war sichtbar bzw. deutlich auszumachen.

Natürlich haben wir auch heute noch Arbeitgeber, die ganz klar alles von ihren Angestellten abverlangen, denen private Befindlichkeiten „ihrer“ Arbeiter einerlei sind und die wissen, dass die Angst um den Arbeitsplatz vieles in ihrem Sinne regelt. Auf der Seite der Landesregierung kann man von Ministerin Barbara Steffens eindeutig lesen:

„Wir sind eine Leistungs-Gesellschaft, die aufgrund fehlender Gegenstrategien zunehmend zur Burnout-Gesellschaft wird. Unsere gesellschaftliche Entwicklung können wir nicht wie eine Uhr zurückdrehen, aber wir müssen nach Möglichkeiten suchen, um modernes Leben und Gesundheit dauerhaft miteinander zu vereinbaren.“

Wir haben also die Entwicklung von der Disziplinar- hin zur Leistungsgesellschaft vollzogen. Das Verhältnis von Lohnarbeit und Kapital verdeutlicht sich heute in der zunehmenden Kluft zwischen Arm und Reich.

Durch die nahezu totale Durchdringung der Arbeitswelt mit computerbasiertem Controlling ist die zunehmende kontinuierliche externe Überwachung der Arbeitsleistung gegeben. Unter dem Deckmantel der Qualitätskontrolle haben wir die umfassende Überwachung – zum Beispiel bei der Registrierung der Arbeitsgeschwindigkeit der Kassierer, ein ganz offensichtlicher autoritärer Zwang.

Heute wird der Druck entschieden raffinierter und mit allen modernen zur Verfügung stehenden Mitteln aufgebaut. Prof. Byung-Chul Han (Prof. für Philosophie, Kulturwissenschaften und Medientheorie) spricht von neuer Psychopolitik. Er beschreibt die geschickte Platzierung der „Sei-du-selbst-Bewegung“, die gleichzeitig impliziert – werde immer besser. Vom ersten Gefühl der Freiwilligkeit und Freiheit „Yes – you can“ hin zum selbst auferlegten Zwang der steten Steigerung. Emotionen erzeugen und in die gewünschten Bahnen zu lenken – das ist die ganz große „Kunst“ – und man beherrscht sie heute perfekt.

Längst hat die sich selbst gewählte Überwachung des Einzelnen auch in den privaten bzw. Freizeitbereich ausgedehnt. Bestes Beispiel ist das freiwillige Tragen von Fitnessuhren, Schrittzählern……über Bluetooth mit der Krankenkasse verbunden tun sich ja ungeahnte Möglichkeiten auf. Nach so und so vielen zurückgelegten Kilometern gibt es ja Beitragsgeld zurück…..

Für die Psyche und die Physis besonders erdrückend ist natürlich die ständige Erreichbarkeit. Mit der fortschrittlichen Technologie entwickelte sich die „Always-On-Gesellschaft“. Man ist immer verfügbar; kann eigentlich nie ganz abschalten. Handy, Tablet und Laptop haben sich in unserem Leben so breit gemacht, dass die Grenzen zwischen Arbeits- und Privatleben zunehmend aufgehoben sind.

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Und wir haben dies selbst gewählt!

Viele wissen natürlich längst ganz genau um die Fakten (schließlich hat man längst alle Vorträge im Netz gesehen), dass die Erholungs- und Regenerationsphasen für den Körper erheblich eingeschränkt sind, aber was nutzt es – der Spaßfaktor überwiegt – und den sollte man nicht hoch genug einschätzen. Bequemlichkeit und Spaß – damit lässt sich viel machen. In einem Artikel las ich mal (ich weiß leider nicht mehr wo das war) – das Smartphone funktioniert wie ein Rosenkranz, der auch sehr handlich ist und auch der Selbstüberwachung und Kontrolle dient. Es ist eine digitale Devotionalie und ein mobiler Beichtstuhl in Einem. Wir geben unser Innerstes preis. Nur dass wir heute nicht um Vergebung, sondern um Anerkennung betteln. Jedes Like ist ein Amen und statt der Kirche hören uns nun Geheimdienste. Wir leben im digitalen Mittelalter und unsere Herrschaft heißt Facebook und Google.

„Die psychischen Erkrankungen wie Depression oder Burnout sind der Ausdruck einer tiefen Krise der Freiheit. Sie sind ein pathologisches Zeichen, dass heute die Freiheit vielfach in Zwang umschlägt. Wir wähnen uns heute frei zu sein. Aber in Wirklichkeit beuten wir uns leidenschaftlich aus, bis wir zusammenbrechen. ….. Wenn ich etwas erreicht habe, will ich mehr erreichen. Also will ich mich selbst überholen… … Diese absurde Leistungslogik führt am Ende zum Kollaps. Wir denken, wir verwirklichen uns, wir optimieren uns, aber in Wirklichkeit beuten wir uns aus. Wogegen können wir protestieren? Es gibt ja niemanden, der mich zwingt. Ich beute mich ja aus freien Stücken aus.“ (Prof.Han in „Müdigkeitsgesellschaft“)

Seit Jahrhunderten leben die Menschen in den Industrienationen in der Hoffnung, die Zukunft werde mehr Wohlstand bringen, mehr Arbeit, ein besseres Leben für die Kinder. Dieses Mantra dürfte nun wohl überholt sein. Depression ist eine der Leitkrankheiten des 21.Jahrhunderts. Auffällig ist, dass es einige Berufsgruppen besonders trifft – Gesundheits- und Sozialberufe, Pädagogen und vermehrt Polizisten. Und genannt seien auch die so genannten Sandwich-Manager, die von oben, durch ihre Vorgesetzten Druck kriegen und den Druck ihrer unzufriedenen Mitarbeiter, von unten, ebenfalls aushalten müssen.

Sind wir also ein überarbeitetes Volk?

Außer in den Niederlanden wird nirgendwo in Europa so viel in Teilzeit gearbeitet wie bei uns und die Kurzarbeitszeit hat Höchststand. Das alleine macht es aber nicht aus. Es gibt heute meist kein konkretes Gegenüber mehr, der die Freiheit unterdrückt und gegen den ein Widerstand möglich wäre. Auf der anderen Seite wird uns immer wieder suggeriert, dass es Menschen mit absoluter Macht gibt und die, die keine Macht haben. Das so erzeugte Gefühl der Ohnmacht ist sicher nicht tauglich, um keine Depression zu kriegen.

Unser in allen Medien vertretene Vorzeige Philosoph Richard David Precht beschreibt in seinem neuen Buch drei Entwicklungsstufen. Wir erlebten und erleben noch die Zeit, da die menschliche Arbeitskraft durch Maschinen ersetzt wird. Und nun stecken wir massiv in der Wandlungsphase, wo die intelligenten menschlichen Leistungen von den Computern übernommen werden. Er spricht von der bevorstehenden kybernetischen Diktatur.

Allerdings sieht er ganz klar, dass Computer nie den Menschen wirklich ersetzen werden. Im Zuge dieser neuen technischen Revolution entstehen unzählige Freiräume für den Menschen. Er vertritt die Forderung nach einem bedingungslosen Grundeinkommen, so dass der Mensch seine Interessen und Fähigkeiten ausleben kann.

Jäger, Hirten, Kritiker: Eine Utopie für die digitale Gesellschaft Gebundene Ausgabe – 23. April 2018 von Richard David Precht (Autor)

Jäger, Hirten, Kritiker: Eine Utopie für die digitale GesellschaftDass unsere Welt sich gegenwärtig rasant verändert, weiß inzwischen jeder. Doch wie reagieren wir darauf? Die einen feiern die digitale Zukunft mit erschreckender Naivität und erwarten die Veränderungen wie das Wetter. Die Politik scheint den großen Umbruch nicht ernst zu nehmen. Sie dekoriert noch einmal auf der Titanic die Liegestühle um. Andere warnen vor der Diktatur der Digitalkonzerne aus dem Silicon Valley.

zum Buch

Also stehen wir wieder an dem Punkt, dass man die eigenen Möglichkeiten überdenkt und die Weichen für sich stellt. Die Vernachlässigung persönlicher Bedürfnisse geschieht im Alltag ganz schleichend. Gegen den ständigen Drang, sich selbst und anderen Personen etwas beweisen zu wollen, kann nur jeder für sich angehen. Der Zweifel am eigenen Wertesystem kann sich verfestigen, wenn wir es nicht wieder lernen, innere Probleme und Konflikte zwischenmenschlich anzusprechen und zu klären. Dazu gehören soziale Kontakte – in echt – und nicht virtuell. Die Zeit für Hobbys und Freunde sind wichtiger als jedes Aufräumen und Staubwischen etc.! Die Depersonalisierung zu anderen Personen und zu sich selbst führt in ein zunehmend funktional und mechanisch ablaufendes Leben. Es befördert Ängstlichkeit und ein fortschreitendes Gefühl der Wertlosigkeit – und das geschieht ganz schleichend. Wohl dem, der Freunde hat, die die Anzeichen einer Veränderung wahrnehmen und vielleicht vor einem Abgleiten in Depressionen oder Süchte bewahren.

Also, Schluss mit dem achtlosen Umgang mit sich selber. Weg von der Oberflächlichkeit und hin zu einem tieferen Eintauchen in die eigene Befindlichkeit. Vielleicht ist jetzt die beste Zeit, sich Freiräume zu nehmen. Wir erleben gerade einen tollen Sommer, es Ferienzeit und niemand zwingt sie, die ganze Toscana in einer Woche zu sehen. Ein Glas Rotwein in Muße mit dem Blick auf ein wunderbares Panorama bewirkt viel mehr.

Ich wünsche ihnen erholsame Wochen.
Christiane Clauss-Ude

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